Zu den größten Ängsten der meisten Menschen zählt es, ernsthaft zu erkranken. Aber wie geht es weiter, wenn dieser Fall tatsächlich eintritt? Unsere Kollegin Susana Freire von OCP Portugal hat vor einem Jahr die Diagnose Krebs erhalten. In unserem Interview teilt sie uns ihre Erfahrungen mit und erzählt, wie sie sich trotz allem ihre positive Einstellung bewahrt.
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Lerne, glücklich zu sein
Können Sie sich bitte vorstellen?
Mein Name ist Susana Freire und ich bin 42 Jahre alt. Ich arbeite seit Dezember 1995 für OCP Portugal. Ich bin Pharmazeutin und habe außerdem Schulungen in den Bereichen Management und strategisches Marketing absolviert. Ich arbeite in der kaufmännischen Abteilung als Kundenberaterin und Verkaufsleiterin für die Region Süd. Außerdem bin ich pharmazeutische Leiterin des Lagerhauses in Alverca.

Ich habe zwei Kinder im Alter von zehn und acht Jahren, und ich liebe es, meine Zeit mit ihnen zu verbringen. Wir schauen gerne zusammen Filme an, fahren Fahrrad, fotografieren, reisen oder wandern.
Video auf Portugiesisch mit englischen Untertiteln
Wann haben Sie von Ihrer Brustkrebserkrankung erfahren?
Letztes Jahr im Mai habe ich die Diagnose Brustkrebs erhalten. Alles begann mit einem seltsamen Knoten in meiner linken Brust. Im April beschloss ich zu einem Arzt zu gehen. Dieser schickte mich zu einigen Untersuchungen, sagte aber, ich solle mir keine Sorgen machen. Zwei Tage vor meinem 42. Geburtstag wurden die Untersuchungen durchgeführt. Anschließend baten sie mich, im Wartezimmer Platz zu nehmen, nur um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Ich wartete und wartete, bis endlich der Radiologe, der die Untersuchungen durchgeführt hatte, in das leere Zimmer trat und sagte: „Irgendetwas stimmt nicht. Ich werde Ihren Arzt anrufen und ihm sagen, dass weitere Untersuchungen nötig sind.” Ich hatte ein komisches Gefühl, als wäre das alles gar nicht real!
Wie haben Sie Sie sich in diesem Moment gefühlt?
Als ich die schlechte Nachricht erhielt, hatte ich Angst. Es war eine Angst, wie man sie als Kind erlebt, wenn man weiß, dass sich bald etwas Ernstes ereignen wird. Dieses Gefühl hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr. Dann dachte ich an meine Liebsten und daran, wie traurig sie sein würden. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf: „Gott sei Dank trifft es nicht eines meiner Kinder.“
Wie kamen Sie mit der Krankheit zurecht?
In den ersten Tagen muss man viele Termine vereinbaren, als hätte man ein Geschäft zu führen. Man muss zahlreiche wichtige Dinge planen (Untersuchungen, Termine) und schwere Entscheidungen treffen. So bleibt einem keine Zeit, um sich über das Problem Gedanken zu machen, und das hilft einem, weiterzumachen. Dann folgen weitere Untersuchungen und man erhält neben guten auch einige schlechte Nachrichten. Was noch hilft, ist weiterhin zu arbeiten und sich um den Alltag zu kümmern.
Hat sich Ihre Einstellung zum Thema Gesundheit verändert?
Ich bin Pharmazeutin, das heißt, Gesundheit hat für mich einen hohen Stellenwert. Allerdings mache ich mir jetzt mehr Gedanken um meine Gesundheit und um die meiner Mitmenschen. Schließlich arbeiten wir in unserer Branche täglich daran, Gesundheitslösungen zu entwickeln. Andererseits denke ich immer positiv, weil ich viel über Medikamente und ihre Wirkung weiß. Ich kann mir vorstellen, dass auf Menschen, die damit nicht vertraut sind, alles seltsam und angsteinflößend wirkt.
Für mich bedeutet „More positive lives”, dass man lernen kann, unter allen Lebensumständen glücklich zu sein.
Susana Freire
Haben sich die Prioritäten in Ihrem Leben verändert? Und wenn ja, wie?
Zum ersten Mal in meinem Leben wurde mir wirklich bewusst, wie vergänglich alles ist. Deshalb beginnt man sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und nicht mehr auf die Zukunft. Wenn man weiß, dass man krank ist, wird man auch verletzlicher und sensibler. Man beginnt die Welt mit anderen Augen zu sehen. Man achtet wirklich mehr auf Details, auf die Natur und die Menschen, denen man begegnet – auch auf kleinste Gesten wie ein einfaches Lächeln.
Das Gute ist, dass du merkst, dass du viel mutiger bist, als du je geglaubt hättest. Du erkennst, dass du stark bist und dich nicht unterkriegen lässt. Den Kampf gegen den Krebs zu gewinnen, hat die höchste Priorität. Du bist der Gewinner.
Besonders wichtig ist meine Familie, die mich in dieser Phase sehr unterstützt hat. Ganz besonders meine Kinder, einfach weil es sie gibt und sie wunderbar sind. Ich glaube, es ist meine Pflicht, sie nicht im Stich zu lassen, sie nicht zu enttäuschen und ihnen Leid zu ersparen.
Außerdem ist es mir nun wichtig, anderen zu helfen. Man hat ein regelrechtes Bedürfnis danach, zum Beispiel durch ehrenamtliche Arbeit. Ich trat als ehrenamtliche Mitarbeiterin dem Verein „Ame e Viva a Vida“ (Liebe und lebe das Leben) bei. Das ist ein Zusammenschluss von Frauen, die sich einer Mastektomie unterziehen mussten. Der Verein unterstützt Frauen bei der Überwindung dieser Lebenskrise und dabei, trotz ihrer Probleme ein glückliches Leben zu führen. Eine der wichtigsten Aktivitäten des Vereins besteht in der Beschaffung finanzieller Mittel, weil er sich nur durch Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert. Er wirkt bei diversen Veranstaltungen wie dem Tennisturnier „Portugal Open“ mit. Wenn Sie sich engagieren möchten, besuchen Sie die Website der Vereins: www.ameevivaavida.pt.
Was hilft Ihnen dabei, positiv zu denken?
Anfangs war es die Verdrängung, die mir half, trotz der Erkrankung positiv zu bleiben. Im Frühstadium verursacht Krebs keine Schmerzen. Es ist ein stilles Leiden, weshalb ich mich auch nicht krank fühlte. Dann kam die Operation und alles war viel greifbarer. Ich hatte keine Angst davor, weil in dem Moment nur zählt, dass der Krebs entfernt wird. Er gehört nicht zu einem, deshalb möchte man ihn loswerden. Im ersten Moment war ich erleichtert. Anschließend wird einem aber klar, dass es nur zum Teil vorbei ist.
Wenn die Chemotherapie beginnt, ändern sich die Dinge. Man benötigt dann mehr Unterstützung. Diese positive Energie übermittelten mir Menschen, die ich täglich im Krankenhaus traf. Sie waren viel stärker von ihrer Krankheit gezeichnet als ich, spendeten mir aber dennoch so viel Trost. Ich habe viel dazugelernt! (Ich hatte sogar die Ehre, das Buch, das ich damals las, während einer meiner Chemo-Sitzungen vom Autor António Lobo Antunes signiert zu bekommen - ein toller Moment).
Was möchten Sie uns noch mit auf den Weg geben?
Ich möchte alle Frauen daran erinnern, gut auf ihren Körper zu achten. Sollte Ihnen etwas Seltsames auffallen, ignorieren Sie es bitte nicht und tun Sie nicht so, als ob nichts wäre; das würde die Situation nur verschlimmern. Gehen Sie außerdem ab Ihrem 40. Lebensjahr zur jährlichen Mammographie. Es handelt sich um eine einfache Untersuchung, die lebensrettend sein kann (jede zehnte Frau ist von Brustkrebs betroffen).
Achten Sie außerdem mehr auf Ihre Ernährung. Essen Sie gesündere Lebensmittel. Verzichten Sie auf rotes Fleisch sowie auf Milch und Joghurt. Diese Produkte sind der Gesundheit generell nicht förderlich. Essen Sie „Superfood“ – d. h. vor allem Obst und Gemüse – und trinken Sie Wasser mit einem pH-Wert über 7.
Widmen Sie Ihr Leben positiven Dingen und machen Sie es dadurch lebenswert. Man hat immer die Möglichkeit, glücklich zu sein, das Positive zu sehen und Gründe zu finden, die dem Leben unter allen Umständen einen Sinn geben.